Homeoffice war noch nie einfacher. Es ist nicht nur sozial akzeptabel geworden, sondern es gibt gerade so viele Tipps im Umlauf, die die Arbeit von zu Hause erleichtern und sogar bei Freizeitaktivitäten helfen sollen (hier habe ich einige bereits verlinkt). Wie waren also die Erfahrungen der letzten Wochen? Die Antwort lautet: vielfältig. Während sich einige über die Arbeit ohne die Ablenkungen im Büro gefreut haben, fällt es anderen schwer, sich zu Hause zu konzentrieren.
Hier sind drei übliche Herausforderungen und wie wir sie meistern können:
Digitales Multitasking
Tom hat ein tolles Katzenvideo gepostet. Und Ben hat mir gerade die Aufzeichnung von der gestrigen Zoom-Konferenz weitergeleitet. Lisa schickt mir eine Liste mit nützlichen Tools, die wir vor unserem nächsten Treffen ausprobieren könnten. Meine Kinder liegen schon eine Weile vor dem Tablett: ich sollte besser mal nach ihnen sehen und ihnen bei den Hausaufgaben helfen. Kommt das bekannt vor? Nun, digitale Ablenkungen prägten unseren Alltag schon vor dem Coronavirus. Nur ist es jetzt, da wir zu Hause sind, tendenziell schlimmer geworden, weil wir Angst haben, vom Rest der Gesellschaft abgeschnitten zu sein oder etwas Wichtiges zu verpassen.
Sich fokussieren ist keine leichte Aufgabe. Meine Studierenden wissen das schon bevor sie zu meiner Lehrveranstaltung kommen. Sie finden es dennoch sehr schwer, das Handy fern zu halten. Deshalb arbeiten wir an Strategien, um Ablenkungen zu reduzieren. Wir probieren beispielsweise einige Apps wie Forest und Focus To-Do aus. Sie helfen gegen Prokrastination, indem sich die Studierenden für eine bestimmte Zeit, normalerweise 25 Minuten, auf eine Aufgabe konzentrieren und dann eine bewusste Pause für 5 Minuten einlegen.
Es funktioniert auch gut, sich auf die eigenen Ziele zu konzentrieren. In diesen unsicheren Zeiten ist es wahrscheinlich besonders schwer, die Dinge im Blick zu behalten. Es ist dennoch möglich, bewusst über (kurzfristige) Ziele nachzudenken: was möchte ich bis zum Ende des Tages/der Woche/dieses Zeitraums erreichen? Damit meine ich nicht nur das Erstellen täglicher To-Do-Listen und das Setzen von Prioritäten. Die Forschung legt nahe, dass das Setzen bestimmter Ziele, die uns wichtig sind, das Engagement zum Handeln erhöht. Diese Ziele müssen nicht unbedingt einfach sein, und was sind bessere Zeiten als jetzt, um ein schwieriges Ziel anzustreben?
Du kannst:
- darüber nachdenken, was für Dich wichtig ist, wie Du wachsen oder eine neue Fähigkeit erlernen kannst;
- dich auf die Kinder fokussieren und ihnen beim (Online)Lernen helfen;
- dich vernetzen und im Rahmen des Jobs helfen (Beispiel Ingenieurwesen).
Der Fokus auf die Ziele macht es einem leichter, zu den Aufgaben zurückzukehren, ohne sich wegen möglicher Ablenkungen schuldig zu fühlen.
Virtuelle Werkzeuge optimal nutzen
Neigst Du dazu, die E-Mails sofort zu beantworten, sobald sie ankommen? Oder sagst Du zu jeder Videokonferenz-Einladung zu? Das ist völlig in Ordnung, denn wir müssen in Kontakt bleiben und uns koordinieren. Aber ist das deine normale Routine? Wenn Du jemand bist, der schnell auf E-Mails antwortet, kannst Du dies ignorieren. Aber wenn Du normalerweise konzentriert arbeitest und E-Mails in von Dir bestimmten Zeitfenstern bearbeitest, dann ist der Drang, jetzt so schnell wie möglich zu sein, krisenbedingt.
Bei der Digitalisierung sollte es nicht darum gehen, ständig „verfügbar“ oder digital „präsent“ zu sein. Das macht keinen Sinn. Das Gute an der Digitalisierung ist ihre Flexibilität. Wir sollten sie nutzen, um gesunde Arbeitsbeziehungen und eine echte Work-Life-Balance zu pflegen.
Du kannst:
- dich fragen: was würde ich im normalen Büroalltag tun?
- kürzere Besprechungen ansetzen. Wie im „richtigen“ Leben planen wir Besprechungen in der Regel für nicht weniger als 60 Minuten, und auch wenn die Gesprächsthemen erschöpft sind, haben Leute das Gefühl, dass sie die Besprechung weiterführen müssen. Ich habe die kostenlose Version von Zoom und wann immer ich eine Besprechung vereinbare, ist sie auf 40 Minuten begrenzt. Aufgrund der begrenzten Zeit informieren wir uns gegenseitig schnell und koordinieren uns effektiv über die wichtigsten Handlungsschritte. Zoom bietet seit kurzem zusätzliche freie Minuten, aber wenn man erstmal mit der Arbeit fertig ist, kann man entspannter weiterplaudern.
- NEIN zu Einladungen sagen. Arbeitsbezogene Videokonferenzen sind Teil des Jobs, aber Du musst dich in der Pause nicht virtuell mit Kollegen treffen. Toll, dass es die Möglichkeit gibt wenn man möchte, aber es ist auch völlig in Ordnung, allein Mittag zu essen und die digitale Stille zu genießen.
Echte Freizeit haben
Im Homeoffice ist es schwierig, eine strikte Trennlinie zwischen Arbeit und Freizeit zu ziehen, vor allem jetzt wenn wir die ganze Zeit zu Hause sind. Dies kann zwei Folgen haben. Entweder arbeiten wir länger aus Angst, zu viel zu „ruhen“, oder sind weniger produktiv, weil wir zu viele Ablenkungen zulassen. Beides ist in keiner Weise förderlich für unser Wohlbefinden, und es ist wichtig, klare Grenzen zu ziehen.
Einige der häufigsten Vorschläge beziehen sich auf die Kleidung, die Arbeitszeiten oder die Räumlichkeiten.
Hier einige weitere Vorschläge:
- Frag Dich: Ist dies eine Art von Tätigkeit, die ich auch im Büro ausüben würde? Wenn die Antwort ja ist, dann ist wahrscheinlich alles gut.
- Wenn Du dich unproduktiv fühlst, nimm Dir einfach 15 Minuten Zeit für Bewegung oder Tagträume. Ein Vorteil der Heimarbeit ist die Flexibilität. So müssen wir nicht bis Feierabend warten und können den ganzen Tag über offizielle Pausen einbauen.
- Tagträume sind mittlerweile dafür bekannt, dass sie unseres fokussiertes Arbeiten unterstützen können. Hier ist ein gutes Buch über das Thema: Neues Lernen. Warum Faulheit und Ablenkung dabei helfen.
- Digital-Detox am Ende des Tages. Letzteres hat bei mir wirklich funktioniert. Mir wurde klar, dass private Videokonferenzen oder die fortgesetzte Nutzung meiner digitalen Geräte für Freizeitaktivitäten (Nachrichten lesen, Spiele spielen usw.) anstrengend sein kann. Also nehme ich mir jeden Tag etwas Zeit und genieße das sonnige Wetter auf meinem Balkon. Wenn Du nicht gut im Nichtstun bist, sind auch ein Buch oder ein Brettspiel gute Alternativen.
Last but not least, Du kannst das kostenlose Online-Programm von Selfapy ausprobieren und Dir psychologische Unterstützung in Zeiten von Homeoffice, Social Distancing, Ausgangssperren und Quarantäne holen.
Lass mich wissen, wie Du das Homeoffice überlebst. Wie sehen Deine Strategien aus?
Einen guten Start in die neue Arbeitswoche!
Top-Foto Djurdjica Boskovic auf Unsplash
Leave a Reply