Wie wähle ich den richtigen Studiengang?

Aktuell gibt es in Deutschland ca. 20.000 Studiengänge*.

Wie sucht man nach dem richtigen Studiengang? Vielleicht kennst du die relevanten Schlagwörter in den Bereichen die dich interessieren. Aber was ist mit Bereichen über die du noch nichts gehört hast, die aber viel Zukunftspotential haben können? Auch wenn du genau weißt was du studieren möchtest, bist du dir sicher, dass du eine realistische Vorstellung über das Studium oder das Berufsfeld hast?

Eventuell hast du bereits einige Strategien zur Studienorientierung angewendet. Zum Beispiel: generelle Studienorientierungstests gemacht, mit Eltern und Freunden gesprochen, die Webseiten der Hochschulen in deiner Region besucht, oder sogar mit Studienberatungen gesprochen. Das machen viele Studieninteressierte. Und das ist auf jeden Fall gut.

Nur reicht das?

Generelle Studienorientierungstests sind meistens zu generell und lenken grob in Richtung Natur- und Technikwissenschaften, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften oder Kultur- und Sozialwissenschaften. Sie helfen selten einen guten, spezifischen Studiengang zu finden, der zu dir passt und der dir Berufsperspektiven bietet.

Deine Freunde und deine Eltern können dir gute Tipps geben, weil sie dich kennen. Aber kennen sie alle Möglichkeiten die gerade an den Hochschulen angeboten werden?

Sich die Webseiten der Hochschulen der Region anzuschauen oder mit ihren Studienberatungen zu sprechen ist auf jeden Fall eine gute Idee. Die meisten Hochschulen versuchen ihre Angebote anschaulich zu gestalten und klar zu kommunizieren. Die Studienberatungen können Aufklärung bieten oder interessante Hinweise geben. Trotzdem bleiben die Empfehlungen auf die jeweilige Hochschule begrenzt.

Als jemand die langjährige Erfahrung im Hochschulkontext hat, die selbst Studiengangsspezifische Tests mitkreiert hat und die Veränderungen der Berufsfelder beobachtet, um Empfehlungen für die Studiengänge zu machen, weiss ich wie schwer es ist, einen vollständigen Überblick über alle Möglichkeiten zu gewähren. Deshalb möchte ich dir eine weitere Hilfestellung geben.

Ich habe eine Checkliste 📝erstellt, die ich dir zur Verfügung stelle (am Ende dieses Beitrags kannst du sie herunterladen 🆓🔚🆗).

Bevor du dich für einen Studiengang entscheidest, stelle dir folgende Fragen und prüfe:

Welche Berufsperspektiven habe ich nach dem Studienabschluss?

  • Welche Jobs setzen den Studienabschluss voraus?
  • Wie verändern sich die Berufsfelder bzw. die Jobs (z.B. durch die Digitalisierung)?
  • Welche Fähigkeiten werden im Studium erlernt?
  • Wie zukunftsfähig sind die Studieninhalte?

Die wenigsten Studieninteressierten machen sich vor dem Studium Gedanken, was sie nach dem Studium beruflich machen möchten. Auch wenn sich die Zukunft schwer vorhersagen lässt, es gibt verfügbare Informationen, die ‚böse‘ Überraschungen nach dem Studienabschluss mildern können.

So kannst du beispielsweise schon heute in Jobportalen recherchieren, welche Studienabschlüsse bei welchen Stellen vorausgesetzt werden. Im Umkehrschluss, kannst du so über deine Recherche auf neue Berufe stoßen und erst dann herausfinden, welche Fähigkeiten dabei eine Rolle spielen. Danach kannst du weiterrecherchieren, welche Studiengänge diese Fähigkeiten vermitteln.

Sagen dir die Begriffe Data Scientist, Agile Coach/Scrum Master oder Social Media Manager was? Vor einigen Jahren (vielleicht immer noch?!) waren diese Jobbeschreibungen noch relativ unbekannt. Dabei stehen sie für einige der derzeit am schnellsten wachsenden Jobs in den Bereichen Business-Entwicklung und Content-Marketing!

Also, es lohnt sich über die klassischen Berufe hinaus zu schauen und sich inspirieren zu lassen.

Eine hilfreiche Quelle ist das Berufenet-Portal der Arbeitsagentur. Du könntest Studien lesen. Ich berichte auch regelmäßig über Trends, wie beispielweise hier. Oder du könntest dir professionelle Unterstützung holen.

Wie gut kenne ich mein professionelles ich?

  • Was kann ich gut? Wo liegen meine Stärken?
  • Wofür interessiere ich mich?
  • Wie möchte ich arbeiten?
  • Wie lernfähig bin ich?

Du weißt also, welche Jobmöglichkeiten es gibt, aber woher weißt du, ob sie für dich geeignet sind? Wie ist der Berufsalltag in den jeweiligen Berufsfeldern, die du interessant findest? Hier könnte die individuelle Recherchearbeit an ihre Grenzen stoßen. Es ist ratsam, mit Menschen zu sprechen, die in diesen Bereichen arbeiten oder sich an Beratungsstellen zu wenden. Sie können einen besseren Überblick verschaffen.

Ähnlich wie die generellen Studienorientierungstests sind auch generelle Potenzialanalysen zu allgemein. Oft werden solche Verallgemeinerungen getroffen wie: wenn du gerne tüftelst, dann bist du eher für die technischen Berufe geeignet, wenn du gerne organisierst – für die Wirtschaftswissenschaften und wenn du gerne mit Menschen zusammenarbeitest dann sind die Sozialwissenschaften was für dich. Die Realität ist viel komplexer als das. Die Fachdisziplinen sind viel facettenreicher.

Gleichzeitig ändert sich die Arbeitswelt. In fast jedem Beruf werden digitale Kompetenzen verlangt. Kennst du die Begriffe New Work** und Arbeit 4.0? Hier können dich unabhängige Beratungsstellen und Job-Coaches darin unterstützen, deine Stärken und Interessen besser zu identifizieren sowie Ziele und Entwicklungsperspektiven in der digitalen Arbeitswelt zu erarbeiten.

Ist meine Vorstellung vom Studium realistisch?

  • Was kann ich vom Studium an Studieninhalten erwarten?
  • Welche Unterstützung wird im Studiengang angeboten?
  • Wie ist der Studienalltag?
  • Was wird von mir erwartet?

Der nächste Schritt besteht darin, herauszufinden, was man vom Studium erwarten kann und was von einem erwartet wird. Dies gilt sowohl für das Studieren allgemein, als auch für den konkreten Studiengang. Die Hochschulen haben hierfür unterschiedliche Angebote entwickelt, wie Orientierungswochen, Schnuppertage, Mentoring-Programme, Alumni-Treffen etc. Manche Studiengänge bieten spezifische Erwartungschecks an, wo man spielerisch erfahren kann, ob der Studiengang einem zusagt.

Nichtsdestotrotz ist die Zeit um alle diese Informationen zu verarbeiten relativ kurz. Auch im Studium kann es eine Weile dauern sich zu orientieren. Hier ist es am wichtigsten ruhig Informationen zu sammeln, aber sich nicht von ihnen überwältigen zu lassen.

Habe ich die Möglichkeit bereits im Studium Praxiserfahrung zu sammeln?

  • Kann ich im Studium an praktischen Projekten arbeiten?
  • Ist es möglich, Arbeitgeber zu beschnuppern und in welcher Form?
  • Soll ich regulär oder lieber dual bzw. berufsbegleitend studieren?
  • Wird ein Auslandssemester angeboten?

Unternehmen berichten, dass sie praktische Erfahrung sowie Englischkenntnisse bei Absolvierenden sehr schätzen. Deswegen schau dir die didaktische Herangehensweise im Studiengang an. Gibt es Praktikumsmöglichkeiten, Projektarbeit, außercurriculare Aktivitäten oder die Möglichkeit, ins Ausland zu reisen? Und wenn du dein Studium ohnehin mit Jobs finanzieren musst, informiere dich, ob das nicht gleich ein berufsnaher Job im Rahmen eines dualen oder berufsbegleitenden Studiums sein soll. Dann fällt der Einstieg in die Arbeitswelt nach dem Abschluss umso leichter.

. . .

Die Recherchearbeit in der Studienorientierungsphase kann ziemlich aufwändig sein. Es ist aber sinvolll, sie (zumindest teilweise) zu machen. Du musst auch nicht alles alleine machen. Du kannst dir dabei Unterstützung von Experten holen. Dein Zukunfts-Ich wird dir dafür dankbar sein.

Wenn du Fragen zu der Checkliste hast, melde dich gerne.

*Der Hochschulkompass bietet einen guten Überblick.

**In dem New Work Glossar sind einige der wichtigsten Begriffe aus der Welt der neuen Arbeit erklärt.

Hier meine Checkliste:

. . .

Foto oben: privat

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *